Der Salar de Uyuni

Zu Fuß unterwegs in der größten Salzwüste der Welt

Unser nächstes Abenteuer führt uns in die größte Salzwüste der Erde. Der Salar de Uyuni liegt im Süden Boliviens und ist an seiner Maximalstelle 160km lang und 135km breit. Die Höhe des Salars ist 3660 Meter.
Von den Einheimischen wird der Salar "Weißes Meer" genannt und nicht ohne Grund habe ich mir in La Paz noch eine neue Sonnenbrille organisiert, denn das Unterfangen wird extrem werden: wir wollen den Salar an einer schmaleren Stelle zu Fuß überqueren.

 

 

1.Tag: Isla Incahuasi

Bereits in Uyuni merkt man beim Ausstieg aus dem Flugzeit die starke Intensität der Sonne. Zunächst steht die Registrierung auf dem Programm und dann brausen die beiden Jeeps einmal über den Salzsee.
Nun sehen wir das weiße Meer mit eigenen Augen (geschützt durch dicke Brillen) und staunen ungläubig über die endlose Ebene. Aussehen tut es erstmal wie Schnee.
Unser Startpunkt ist die Isla Pia Pia, die wir mit ihren beeindruckenden Kakteen erkunden, bevor es nach dem Mittagessen losgeht.
Das Tagesziel ist die beliebte Insel Incahuasi. Sie liegt zum Greifen nah vor uns - so scheint es zumindest.
Die ersten Schritten auf dem Salz sind noch etwas ungelenk. Der Boden ist sehr hart und knirscht beim Laufen, ansonsten gibt es keine Geräusche.
Nach einer Stunde scheint sich der Abstand zur Insel überhaupt nicht verändert zu haben. Beim Blick zurück haben sich Irene und Ulli auf Streichholzgröße verkleinert. Merke, auf dem Salar gelten nicht die normalen Dimensionen.
Nach knapp drei Stunden erreiche ich mit Philipp das erste Etappenziel. Die Insel ist voller Touristen. Auch wir machen uns auf den schönen Rundweg über das Eiland und genießen den imposanten Blick auf das Salzmeer.
Während die Touristen verschwinden, kümmern wir uns um unser Nachtlager. Die Zelte werden mit Nägeln im Boden befestigt um einen sicheren Schutz zu haben. Die Nacht kann kommen, wir sind bereit!  

 

 

2.Tag: Isla del Pescado

Die Nacht war gar nicht so kalt wie befürchtet. Der Himmel ist bewölkt, was den Sonnenaufgang etwas dezimiert.
Um 8.30h laufen wir los und die 23 Kilometer entfernte Isla del Pescado (Fischinsel).
Heute fühle ich mich gut. Der Hals tut zwar weh und die Nase läuft, aber ich komme in einen richtigen Flow und laufe weit voraus. Auch heute ist das Tagesziel nicht zu übersehen.
Trotz Lichtschutzfaktor 50 ist die Haut, speziell an der Nase, stark gereizt, Die Sonne ist erbarmungslos und ich muss vorsichtig sein.
Ganz alleine umrunde ich die 800m breite Insel, denn unser heutiger Lagerplatz liegt auf der Rückseite und soll so einigermaßen windgeschützt sein.
Über der verlassenen Insel dreht ein kleiner Adler seine Kreise. Leicht dreht er dann doch ab, bevor ich ein Foto machen kann. Erstaunlicherweise habe ich einen Mordsmuskelkater in den Waden. Ich denke, es liegt an den dünnen Sohlen und dem unebenen Salzboden.
Die Zelte sind schnell aufgebaut, eine Tasse Tee schnell getrunken und das Wetter ist gut, Zeit die Insel nochmal zu erkunden. Ich laufe ein Stück Richtung Norden und kämpfe mich dann den Hang hoch.
Dabei schrecke ich drei Vizcachas auf. Diese Nagetiere aus der Familie der Chinchillas ist mir in diesem Gelände natürlich deutlich überlegen und wohl nur etwas überrascht durch meinen Besuch.
Nach etwas Anstrengung stehe ich dann auf dem höchsten Punkt der Insel (169m über dem Salar). Ein großes Steinmännchen markiert den Punkt - es war also schon mal jemand vor mir hier oben. Es weht ein ziemlich kräftiger Wind und der Tunupa, unser Endziel,
leuchtet farbenfroh im Abendlicht.
Es war ein sehr schöner Tag auf dem Salzmeer!  

 

 

3.Tag: mitten auf dem Salar

Im Zelt war die Nacht nicht so kalt, aber auf den Zeltplanen sitzt leichter Raureif. Es hatte also doch leichte Minusgrade.
Um 8.30h geht unser langer Marsch Richtung Vulkan Tunupa weiter. Immer geradeaus. Etwas Abwechslung bringt die knapp 10m große Insel, die wir im Laufe des Vormittags erreichen. Hier sind deutliche Löcher im Salzboden. Felix erweist sich wieder einmal als Mann der Tat und gräbt nach Salzkristallen. Ab 11h durchsticht die Sonne die Wolken und es wird richtig. Also nur noch im T-Shirt weiter.
Das Gefühl in der weißen Ebene unterwegs zu sein, ist schwer zu beschreiben. Ich komme mir vor, wie bei einer Nordpolexpedition - nur etwas wärmer und ohne Eisbären. Ich bin mir bewußt, dass ich hier sehr privilegiert unterwegs bin.
Alexander schlägt den "150 Schritte-Test" vor. Ein sehr spannendes Experiment. Jeder steht in Richtung Vulkan und geht 150 Schritte mit geschlossen Augen. Danach wird geprüft, ob man noch geradeaus geht.
Bei wie vielen hat es geklappt? Bei Keinem. :-)
Ich persönlich habe eine kleine Links-Tendenz wie ich später feststelle.
Nach dem leckeren Mittagessen halten wir weiter auf die rechte Flanke des Vulkans zu. Heute gibt es keine Insel, sondern wir werden mitten auf dem Salz unser Camp errichten.
Um 16.30h und nach 27 Kilometern ist es für heute genug. Wir sind sehr gut vorangekommen und können zufrieden sein. Meine Waden sind richtig fest. Wie sollen sie sich auch erholen bei der Dauerbelastung?
Heute könnte die Nacht etwas kritischer werden, da wir von allen Seiten windanfällig sind. Also verankern wir die Nägel besonders fest im Salz und warten auf die Nacht und den Wind.

 

 

4.Tag: Coquenza

Es kam nicht so schlimm wie befürchtet. Kein starker Wind, keine Minusgrade.
Heute steht die letzte Laufetappe an, die uns zum Rand des Salars führen wird.
Und so geht es auch locker und bester Stimmung dahin. Das Wetter ist bedeckt und etwas frischer als vorher.
Bereits um 10.30h haben wir das kleine Dorf Coquenza erreicht, wo uns eine Lamaherde empfängt. 73 weite Kilometer liegen hinter uns.
Der Rand des Salzsees ist erreicht. Hier wir der Boden deutlich matschiger, deshalb wurde für die Autos auch eine Art Zufahrtssteg gebaut.
Bevor ich das Dorf erkunde, kehre ich gemeinsam mit Alexander nochmal zurück aufs Salz um einige markante Salzhügel zu untersuchen und coole Abschlußfotos zu machen.
Das zweite große Abenteuer der Reise ist geschafft. Es war ein echtes Erlebnis!