Die Große Mauer

Erstaunlich, wozu die Menschheit fähig ist

Mauer spielen immer schon eine führende Rolle, wenn es darum geht sich abzuschotten. So es von innen (wie in der damaligen DDR) oder nach außen vor Feinden, wie es China wohl am Eindrucksvollsten mit seiner Chinesischen Mauer zeigt.

Auf Gesamtlänge wird bei der größten Ausdehnung auf die wahnwitzige Länge von knapp 21.200 Kilometer geschätzt. Eine unvorstellbare Länge und eine wohl noch unglaublichere Arbeit. Seit dem Bau des Königreichs Chu im 7.Jahrhundert v.Chr. bis zum Jahr 1644 in der Ming-Dynastie.

Nachdem wir vor zwei Tagen die Überreste der Chinesischen Mauer bei Dunhuang während der Han-Dynastie bestaunt haben, wollen wir nun selbst auf der Mauer wandern und Geschichte atmen. Nur nochmal zur Erinnerung: das ist über 2500 Kilometer Luftlinie entfernt. Unglaublich!!!

Glücklicherweise entscheiden wir uns für Simatei, was zwar 2,5 Stunden Anreise bedeutet und ein etwas ramponierter Abschnitt der Mauer, aber das ist mir doch viel lieber als tausende Mitbesucher auf einem komplett restaurierten Abschnitt.

Guide Alice begleitet uns vom Parkplatz in "Gubei Wei" noch einige Meter  auf dem Zustieg, dann wird es ihr zu steil und ruppig. Ab jetzt sollte ja sowieso jeder in seinem eigenen Tempo unterwegs sein. Gute 2,5 Stunden bleiben nun für die Entdeckungstour.

Auf dem guten Zustiegsweg gibt es zunächst ein Denkmal für die Arbeiter, die hier vor Jahrhunderten geschuftet haben um die Mauer überhaupt entstehen zu lassen. Nun geht es stetig bergauf und durch die Bäume lässt sich der Grenzwall erahnen. Hier sind wir richtig!

Es sind kaum Menschen unterwegs, was sicherlich auch dem Qualität dieses Mauerabschnitts geschuldet ist, denn es ist an vielen Stellen doch schon sehr verfallen. Man sollte stets auf seine Füße achten.

Ich orientiere mich Richtung Nordwesten und bestaune nach einem kurzen Ansteig das Panorama: die Mauer schlängelt sich wie ein Wurm durch die beeindruckende Berglandschaft, grüne Bäume, die langsam ihre Blätter färben und eine herrlich klare Luft.

Auf der Gesamtlänge betrug die durchschnittliche Höhe 7,8m (das kommt auch in Simatei etwa hin) und das Fundament war 6,5m breit (so breit ist es in diesem Bereich nicht und  da an vielen Stellen die Seitenbegrenzung fehlt, bleibt man sowieso lieber mitten auf dem Mauerabschnitt).

In regelmässigen Abständen folgen auf der Mauer die Warn- und Feuertürme, die einerseits als Schutz dienten, aber natürlich auch als wichtige Informationsquelle im Angriffsfall. Gab es z.B. einen Angriff von 10.000 Leuten, so wurden jeweils fünf Feuer angezündet und fünf Geschütze abgefeuert. Diese Signalkette setzte sich dann bis zur Festung Juyong Guan bei Peking fort, ehe von dort Reiter zum Kaiserpalast aufbrachen. 

Mit brauchbaren Schuhen und etwas Achtsamkeit ist dieser Abschnitt gut zu gehen und ich komme flott voran. Bei einigen Warntürmen ist leichte Kletterei nötig, da sie doch recht verfallen sind, aber die Eindrücke sind toll. Geschichte zum Anfassen!

Nach einiger Zeit hole ich einen Amerikaner und einen Britten ein, die ich nach einem Foto frage. Das Ganze entwickelt dann eine unerwartete Eigendynamik und ich posiere in diversen Yoga-Stellungen auf der Mauer. :-)

Auf dem Weg zurück gebe ich dann etwas Gas um mir noch den Abschnitt südöstlich anzusehen, der aber nicht ganz so schön und beeindruckend ist.

Um abschließend noch mit einem Gerücht aufzuräumen: die Chinesischen Mauer geht sicherlich zu den ganz großen architektonischen Meilensteinen der Menschheitsgeschichte, aber sie ist nicht vom Mond aus zu erkennen!

 

 

 

Die Chinesische Mauer ist ein Pflichttermin, der Dich in der Geschichte wandeln läßt