Neuseeland - die Südinsel Teil1

Unterwegs in Christchurch

Bereits bei der Vorstellungsrunde hatte Björn gesagt, dass der größte Feind auf unserer Tour die Sonne sein wird. Das Ozonloch ist immer noch nicht geschlossen und die Sonneneinstrahlung selbst bei wolkigem Wetter nicht zu unterschätzen. Ein Mitreisender, der bereits gestern angekommen ist, hat auch schon eine ziemlich rote Gesichtsfarbe.

Für den restlichen ersten Tag steht noch eine kleine Stadtbesichtigung zu Fuß auf dem Programm.
Bereits auf den ersten Metern Richtung Botanischer Garten fällt auf, warum Christchurch als englischste Stadt Neuseelands gilt.
Die Architektur der Bauten und gerade das Universitätsgebäude erinnern doch stark an die Insel. Ist es Zufall, dass die Region Canterbury heißt?
Christchurch hat zwar mit rund 340.000 Einwohnern die zweitmeisten Einwohner Neuseelands, aber ich hätte mir es ganz ehrlich größer vorgestellt.
Keine übermässig hohen Gebäude, was es sehr angenehm macht.
An der Ruine der Kathedrale führt natürlich kein Weg vorbei und die Kraft des Erdbebens vom 22.02.2011 wird so richtig deutlich, wenn man sich vor Ort ansieht,
wie hoch der Kirchturm ursprünglich gewesen ist.
Wir streifen noch kurz die Containerläden, die provisorisch errichtet wurde, und lassen den Abend langsam ausklingen. Morgen geht es früh los.

 

Heute ist Waitangi Day und am Nationalfeiertag ruht das öffentliche Leben weitgehend.
Unser Bus Frieda ist am Morgen schnell gepackt und wir sind "on the road".
Aber nur kurz, denn wir wollen uns noch die provisorische Kathedrale ansehen und die Gedenkstätte für die 185 Todesopfer des Erdbebens.

 

 

 

Mount Cook / Aoraki

Schnell sind wir wieder unterwegs und die Landschaft wandelt sich langsam. Es geht durch die Canterbury Plains und Farmland breitet sich neben dem Highway aus.
Die Wolken lichten sich langsam und als wir den Lake Tekapo erreichen, leuchtet der See im unwirklichem Blau, in dem sich die Berge spiegeln.
Zeit für einen ersten Spaziergang, vorbei an Neuseelands kleinster Kirche, die auch so manchen asiatischen Touristen anlockt.
Vom Lake Pukaki lässt sich dann auch der Mount Cook mit seinen 3724 Metern nicht mehr bitten und zeigt sich eindrucksvoll.
Der Maori-Legende nach sind die höchsten Gipfel der versteinerte Aoraki und seine drei Brüder, die Söhne von Rakinui, dem Vater des Himmels.
Nun ist es nicht mehr weit zu unserem Zeltplatz und für ganz Mutige besteht noch die Möglichkeit im See zu baden. Ob ich dabei bin? Logo!
Warum meine Matratze schon vor dem ersten Benutzen ein Loch hat, gehört zu den unerklärlichen Rätseln dieser Welt, aber mit vereinten Kräften können wir sie
zum Glück flicken und sie wird brav bis zum Ende der Reise durchhalten.

 

Die erste Nacht im Zelt war auf jeden Fall gut, bis ein Hund beginnt eine Schafherde zusammenzubellen.
Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch, denn heute ist Wandertag.
Wir fahren ins Hooker Valley bis wir fast schon am Fuße der Berge stehen.
Wie extrem sauber die Luft hier ist, verdeutlicht uns Björn anhand der Flechten, die hier in den Büschen wachsen.
Die erste einstündige Tour führt uns zum Kea Point. Da die Wolken aber noch tief hängen, ist nicht besonders viel vom Mueller-Gletscher zu sehen.
Macht aber nichts, denn jetzt wird es spektakulär. Über Hängebrücken laufen wir das Tal weiter bergauf und die Sonne hat ein Einsehen.
Sie vertreibt die Wolken und es wird richtig warm. Endlich zeigen sich auch Mount Cook und Mount Shefton.
Am Gletschersee ist es Zeit für eine Pause. Kleine Eisstücke vom gewaltigen Hooker-Gletscher schwimmen obenauf.

 

Zurück im Mount Cook Village gibt es ein schönes Besucherzentrum, wo man sich über die Anfänge des Alpinismus informieren kann.
Aber noch schöner finde ich das Denkmal von Edmund Hilary mit Blick auf die Berge. Da stelle ich mich doch gerne für ein Erinnerungsfoto mit der Legende dazu.
Zum Abschluß des Tages machen wir noch einen Ausflug zu den Blue Lakes und dem 24km langen Tasman-Gletscher.
Viel besser hätte die Reise nicht starten können!

 

 

 

Spannende Kugeln, viele Tiere und ein schwarzes Schaf

Den mächtigen Aoraki mit seine versteinerten Brüder lassen wir zurück und fahren Richtung Ostküste.
Vorbei an vielen schönen Seen, von denen einige für die Stromerzeugung genutzt werden.
Zur Mittagszeit haben wir die Möglichkeit uns Oamaru anzusehen. Das 13.000-Einwohnerstädtchen ist schnell erkundet und bietet einige schöne Fotomotive.
Hier sehen wir auch zum ersten Mal auf der Reise den Pazifik.
Wenig später wird es dann spannend: Moeraki Boulders steht auf dem Programm.
An der Koekohe Beach liegen riesige Kugeln am Strand. Die grau gefärbten Septarien kommen teilweise gleich gruppenweise vor und werden durch die Wellen langsam
aus dem Schluffstein rausgespült.
Für mich sieht das ein bisschen so aus, als hätten Riesen ein paar Murmeln zurückgelassen.
Die Maori-Legende ist natürlich cooler: die Boulders sind Reste von Aalkörben, Flaschenkürbissen und Süßkartoffeln, die von dem Wrack des legendären Kanus Arai-te-uru an die Küste gespült wurden
Das war schon mal super, doch der Tag geht noch weiter: in Portobello auf der Otago-Halbinsel steht Tierbeobachtung auf dem Programm.

 

Bereits auf der Busfahrt ins Schutzgebiet sehen wir viele Wasservögel und sogar einen Eisvogel.
Hoch oben an der Küste beginnt unsere Exkursion und eine steife Brise empfängt uns.
Wir steigen steil bergab bis zu einem Ausguck. Unter uns bricht sich die Brandung an den Klippen und ich denke mir: Ja, ganz nett, aber wann geht es weiter???
Und nach bestimmt zwei Minuten geht mir auf: Moment mal, da unten bewegt sich ja etwas. Sogar ganz viel. Da liegen ja schon die Robben!
Peinlich! Aber manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Vor dort geht es dann weiter an den Sandstrand, wo uns bereits drei Hooker Seelöwen empfangen.
Na gut, empfangen ist vielleicht etwas übertrieben. Sie liegen dösend am Strand und man problemlos bis auf 10 Meter herangehen.
Sehr beeindruckend, denn wir reden hier von Tieren, die bis zu 3 Meter lang und bis zu 400kg schwer werden können.
Aber wir sind ja eigentlich wegen den Gelbaugen-Pinguinen gekommen.
Und tatsächlich kommen gerade zwei von ihrem Tag im Meer zurück um den Strand zu queren und in die grasbewachsenen Hügel zu kommen.
Das ist schon aus weiterer Entfernung eine tolle Situation.
Doch dann kommt ein Pinguin, der sich "hinkend" fortbewegt und sofort auffällt. Vorhang auf für Buster!
Wie der Ranger uns nicht ohne Stolz aufklärt, ist Buster der Superstar des Strandes und hat es sogar zweimal in die Zeitung geschafft.
Vor Jahren wurde er schwer verletzt aus dem Ozean geholt, mit Bluttransfusionen gerettet und hat inzwischen trotz seiner Einschränkung eine eigene Familie gegründet.
Mein persönliche Highlight auf der Exkursion ist ein Stand, wo man zwei junge Pinguine beobachten kann, die auf ihre Eltern mit Futter warten.
Wow, ich hätte nicht gedacht, dass man so nah an die Tiere herankommt.
Zum Abschluß fahren wir noch zum Vogelfelsen um Albatrosse zu sehen. Das gelingt zwar, aber sie fliegen so hoch und weit draussen, dass keine guten Fotos gelingen.
Die Tierexkusion war ein Megaerlebnis!

 

Doch einmal Tiere kommt noch: am nächsten Tag geht es Richtung Westen. Und nach einem Stopp in Dunedin (mit tollem Bahnhofsgebäude und der steilsten Strasse der Welt,
die ich mutig erklimme und die im oberen Bereich schon fast so steil wie ein Abfahrtshang ist) besuchen wir die Schafsfarm von Judy und Glen.
Hier gibt es einiges zu entdecken und wir werden auch über die Kunst des Schafscherens aufgeklärt und sehen mit eigenen Augen, welche Folgen der ausgebliebene Regen hat.
Unter den vielen Schafen ist dann auch wieder ein Exot: Blacky, das einzige schwarze Schaf in der gesamten Herde.