Bericht 100km del Namib 2013

Während es in Deutschland langsam winterlich wird und die Weihnachtsmärkte auf die Adventszeit einstimmen, reiste ich nach Namibia um mich im afrikanischen Hochsommer an einem internationalen Wüstenlauf zu versuchen. 100km galt es in der Namib-Wüste zurückzulegen.

 

Anfang Dezember treffen wir uns mit 32 Wagemutigen in Frankfurt um Richtung Windhoek aufzubrechen. Die Italiener stellen erwartungsgemäss die grösste Gruppe und die Spannung steigt, was uns in der ältesten Wüste der Welt erwarten wird.

 

Bereits in Windhoek empfängt uns der Sommer und die Weiterfahrt zur Sossusvlei Lodge wird zur ersten Hitzeschlacht. Die tolle Lodge macht dann aber den Aufwand mehr als wett und das grosse Abenteuer kann starten.

 

Tag 1 (15km, 154 HM)

Ich kann mich selten erinnern, dass ich mich so verschätzt habe. Der Start des Rennens ist um 18.10h und wir laufen in den Sonnenuntergang. Das wird locker, dachte ich. Von wegen! Ich starte schnell durch die Savanne und liege auf Platz 6, aber nach 5km bin ich schon ziemlich platt. Mann o mann, die Strecke zieht sich und ich werde durchgereicht auf Platz 16. 1:42h brauche ich für die sandige, anspruchsvolle Strecke. Dafür tut mir danach auch noch meine Achillessehne weh!
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Tag2 (21km, 85 HM)

Am nächsten Morgen geht es bereits früh weiter. Um 6.30h ist der Start der 2.Etappe. Ich starte ein bisschen langsamer und arbeite mich bis zum einzigen Verpflegungsstand weiter nach vorne (km10 nach 56 Minuten). Danach geht es weiter in den steinigen Canyon und es ist bereits sehr warm. Auf der langen Asphaltstrasse Richtung Lodge kann ich meinen Platz nicht ganz halten. Die 2.Frau zieht an mir vorbei. Es ist brutal warm und die Sonne knallt unbarmherzig und das bereits um 8.30h.

Im Ziel gibt es endlich Schatten und dann direkt ab in den Pool zur Regeneration. Die Kontrolle der Füsse ergibt, dass ich eine grosse Blase und zwei lädierte Zehennägel habe. Mir ist unklar, ob es vielleicht an den Socken lag. Auf jeden Fall ist es unschön!

Morgen steht der Marathon an!

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Tag 3 (Marathon, 220 HM)

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Um 3.30h ist Aufstehen. Damit werden zumindest die ersten Kilometer noch nicht in der Gluthitze zu laufen sein. Ausnahmsweise gibt es sogar mal zwei Verpflegungsstellen (km19 und km27). In der Dämmerung geht es los und heute machen die beiden Polen (Alex und Jacek) sofort Druck. Nach einigen Kilometern kann nur noch ich folgen, wenn auch mit grosser Mühe. Wie Alex mir später erzählt, haben sie sich die Taktik zurecht gelegt um die nächsten Verfolger schon vor der schwierigen Sandpassage loszuwerden. Jacek überzieht aber etwas und kann ab der Wasserstelle nur noch Gehen. Ab 9h wird es erbarmungslos. Die Sonne brennt und es wird extrem warm. Ist das noch Sport? Kein Schatten, schwerer Boden und kein Wind. Stehen bleiben, bringt also auch nichts. Die letzten Kilometer werden zur Qual und mit ca. 100ml Flüssigkeit komme ich nach 5:37h ins Ziel. Wassermelone, Wasser und Schatten wirken Wunder! Nur raus aus der Gluthitze lautet die Devise. Morgen noch einmal, dann ist das Adventure Race geschafft! Wir hatten heute deutlich über 40°C, was jeden Körper bis aufs Maximum gefordert hat!
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Tag4 (25km, 440 HM)

Der letzte Tag - heute geht es durch die Dünen. Wieder gibt es um 4h Frühstück, denn bis zu den grössten Wanderdünen der Welt sind es noch 45km Anreise per Jeep. Meinen Füssen geht es mittelmässig. An drei Zehen haben sich inzwischen ordentliche Blasen gebildet, aber das Laufen geht immer noch ganz gut. Gegen 6h ist der Start ist es geht richtig rund. Meine nächsten Konkurrenten liegen nur knapp 10 Minuten vor mir - vielleicht geht da ja noch was nach vorne (Gedamtplazierung bisher: Platz 12). Ich kann mich sofort etwas absetzen und renne auf den ersten 15km auf der Sandpiste, was die Beine noch hergeben. An der einzigen Wasserstelle habe ich mich auf Platz 7 vorgearbeitet, doch nun geht es in den tiefen Sand. Erst bergauf und dann steil bergab. Als ich den Salzsee am Fusse der Düne erreiche, kommt es zum Dilemma - ich sehe keine Markierung mehr. weder rechts noch links. Also warte ich auf meinen nächsten Verfolger - den Italiener Luigi. Ich frage ihn aus der Entfernung und er meint, es gehe links weiter. Ein schwerer Irrtum! Wir verirren uns zu zweit total im Sandmeer und wir kommen in Regionen, wo vermutlich schon lange kein Mensch mehr war. Eine total krasse Situation - einerseits ist das eine der faszinierendsten Landschaften, in der ich je war, aber anderseits ist der hier ziemlich gefährlich. Luigi hat fast kein Wasser mehr und ein Ende ist nicht in Sicht. Nach sagenhaften 8 Km Umweg kommen wir dann doch noch ins Ziel. Platz 10, den ich sicher hätte erreichen können, ist natürlich weg. Schade, denn bei mir ist es heute ziemlich gut gegangen. Auch die Organisatoren sind froh, dass wir doch noch auftauchen. Dennoch bin ich BESTER DEUTSCHER geworden und stolz das Rennen so gut gemeistert zu haben!

Fazit

Ein schwerer Lauf - keine Frage. Schwieriges Gelände und extreme Temperaturen, aber die Landschaft war sehr schön. Sowohl die karge Landschaft als auch die Tiere (Strauss, Springbock, Oryx Antilopen und Schakale) waren toll. Die Lodge bot gute Gelegenheit um zwischen den einzelnen Etappen wieder Kraft zu sammeln und zu regenerieren. Abschliessend gab es noch ein Bush-Dinner im Outback und es blieb in Windhoek sogar noch Zeit für ein bisschen Sightseeing. ES WAR EIN ECHTES ABENTEUER IM HERZEN AFRIKAS!!!