Salomon 4Trails (04.-07.Juli 2012)

Die Salomon 4Trails sind das härteste Etappenrennen für Einzelstarter in den Alpen. Grund genug sich dem Abenteuer zu stellen und auf tollen Trails um die Zugspitze zu laufen.

 

Die Vorspannung wächst merklich als ich Garmisch am Dienstag Nachmittag erreiche. Habe ich genug trainiert? Es wird ohne Frage sicherlich hart werden.

Vor drei Wochen bin ich gut 950km mit dem Rad von Oslo nach Düsseldorf gefahren. War das als letzter ernsthafter Trainingsimpuls genug?

Jetzt ist keine Zeit mehr für Zweifel. Jetzt gehts es endlich los! Die Registrierung klappt problemlos und im Hostelzimmer lerne ich meine Zimmernachbarin Julia aus den Niederlanden kennen, die auch bereits einige Etappenrennen mitgemacht hat.

Auf der abendlichen Pasta-Party lerne ich erstmals die anderen Teilnehmer kennen, mit denen die nächsten vier Tage ein grosses Abenteuer werden. Nach dem ausführlichen Briefing mit Christof und Christoph beginnt am Abend das Packen, das bei Julia und mir doch eher chaotisch verläuft.

  

 

 

1.Etappe Garmisch-Ehrwald (36,3km mit 2410HM)

Punkt 10.10h geht es los und 350 Starter machen sich auf den langen Weg nach Samnaun. Es ist sommerlich warm und bereits der Anstieg zum Drehmöserwald ist sehr anstrengend. Der Schweiß fliesst in Strömen und ich kann mich langsam nach vorne arbeiten. Während bei anderen Rennen die Verpflegungsstationen manchmal ein nettes Beiwerk zum kurzen Erfrischen sind, müssen hier alle Vorräte wieder aufgefüllt werden, so groß ist der Flüssigkeitbedarf. Das Zeitlimit sitzt mir glücklicherweise nicht im Nacken und so kann ich den langen Anstieg zur Talstation Längenfelder im Wald, die rasante Abfahrt nach Hammersbach und den anschliessenden Skipistenanstieg Richtung Österreich ohne Zeitdruck angehen. Immer wieder kann ich andere Teilnehmer überholen ohne mich völlig zu verausgaben.

Auf dem abschliessenden Stück Richtung Ehrwald nehme ich das Tempo etwas raus, da es zu regnen beginnt und noch drei weitere, harte Etappen folgen werden. Auf den letzten zwei Kilometern erwische ich noch eine Dreiergruppe, mit der ich gemeinsam nach 7:26h ins Ziel einlaufe.

Puh, meine Beine sind jetzt etwas schwer, doch mit Pflege und mit der schönen Pasta-Party geht der Tag erfolgreich zuende.

  

 

 

2.Etappe Ehrwald-Imst (40,7km mit 2288HM)

Heute ist der Start bereits um 7h bei noch bedecktem Himmel. Das erste Teilstück ist noch einigermassen flach, genau richtig zum Einrollen der müden Beine. Danach geht es auf Skipisten immer bergan Richtung Marienbergjoch. Hier gibt es Verpflegung und anschliessend beginnt ein geiler Downhill abwärts. Mit Vollgas ins Tal! Was für ein fantastischer Pfad, hier läuft man sich richtig in einen Rausch.

So schön der Abstieg, so anstrengend wird auch der nächste lange Aufstieg zum Haiminger Kreuz. Jetzt ist die Sonne da und brennt auf uns Läufer nieder. Der schattenspendende Wald ist bald verlassen und es wird richtig hart auf den heutigen höchsten Punkt (2203m) zu kommen. Fünf Leute kann ich noch überholen, ehe ich mittags am Gipfelkreuz ankomme. Streckenchef Christof passt auf, dass hier nichts passiert und nach einer kurzen etwas heikleren Stelle kann der Abstieg nach Imst beginnen.

Im immer wärmer werdenden Tal schmerzen mir die Knie und die Strecke wird jetzt immer länger. Glücklicherweise erreicht mich auf den letzten zwei Kilometern noch eine Spanierin. Die gibt mir neue Motivation und ich kann im letzten Anstieg noch zwei Niederländer überholen (Zielzeit 8:23h). Verdienter Lohn ist ein Preis von Orthomol Sport, den ich überraschend bekomme und natürlich gerne annehme.

Die abendliche Pasta-Party zeigt neben den tollen Bildern des Tages auch eine kleine Streckenanpassung für den morgigen Tag. Wegen drohender Gewitter werden wir den Grat der Glanderspitz umlaufen. 

 

 

3.Etappe Imst-Landeck (31,8km mit 1834HM)

Ich lasse mir mein rechtes Knie tapen, da es schmerzt. Leider ist der Sprühkleber leer und so hält das blaue Tape genau einen Kilometer, ehe es sich ablöst. Das war ja eher nix, aber dafür halten sich die Knieschmerzen in Grenzen. Es geht also auch ohne!

Der heutige Start ist etwas holprig. Erst stehe ich an einem geschlossenen Bahnübergang, dann in der Schlange im Wald, da umgestürzte Bäume das Tempo immer wieder drosseln.

Danach läuft es besser und ich komme im langen Anstieg gut voran. Das Wasser in meinem Trinkrucksack schmeckt komisch und ich bin froh, als ich beim ersten Verpflegungsstand nachfüllen kann. Der leichte Regen hört nun auch auf und wir laufen in/über den Wolken. Auch heute stellen die Zeitlimits kein Problem da. 

Dann beginnt der Abstieg nach Landeck. Ich nehme Rücksicht auf mein Knie und gehe es eher behutsam an, ehe die Strecke leichter und etwas flacher wird. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Auf den letzten Kilometern überhole ich nochmal fünf Läufer, ehe ich in der Landecker Innenstadt jubelnd einlaufe (5:52h).

Meine Füsse sehen inzwischen etwas mitgenommen aus, aber das geht wohl jedem so. Jetzt trennt uns nur noch die morgige Königsetappe vom grossen Ziel in Samnaun.

 

 

 

4.Etappe Landeck-Samnaun (44,5km mit 2844HM)

Fehlt noch die Königsetappe, die um 7h gestartet wird. Dementsprechend kurz war die Nacht und heute werden alle Läufer an ihre Grenzen gehen müssen.

Nach einem kurzen Stück zum Einrollen, beginnt der lange Anstieg zum Fisser Joch (2432m). Ich finde eine gute Partnerin, die mein Tempo läuft und so ziehen wir uns gemeinsam den langen Skihang hinauf. Die Luft wird jetzt schon dünner, doch bei der ersten Verpflegungsstelle liegen wir 80 Minuten vor dem Zeitlimit. Ein gutes Zeichen!

Das nächste Teilstück verläuft ohne grössere Probleme und schliesslich beginnt der letzte lange Anstieg zur Ochsenscharte (2787m). Jetzt wird es nochmal richtig hart. Wir laufen an einem Bergsee vorbei, queren Schneefelder und laufen über loses Blockwerk. Völlig ausgepumpt erreichen wir zu zweit den höchsten Punkt, an dem uns Streckenchef Christof erwartet und Mut zuspricht. Nun geht es nur noch 15km runter ins Ziel.

Ich lasse es vorsichtig angehen und riskiere nichts mehr. Bald ist es geschafft. Vier einzelne Läufer holen mich ein und wir erreichen gemeinsam den Schotterweg, der uns Richtung Samnaun bringen wird. Die anderen können sich etwas von mir lösen und jetzt holt jeder nochmal das letzte aus sich raus, wo es flacher und technisch einfacher wird. So "rasen" wir Richtung letzter Verpflegungsstelle, ehe ich 9km vor dem Ziel kopfüber stürze.  

DNF ist keine Option!

Verdammter Mist, was war das denn??? Ich bin an der leichtesten Stelle gestürzt und voll auf der rechten Seite aufgeschlagen. Wie konnte das passieren? War es die Müdigkeit? Am Knie und Ellenbogen habe ich vom Schotter Schürfwunden und eine ordentliche Prellung am rechten Oberschenkel.

Voller Adrenalin gibt es jetzt kein Halten mehr. Ich werde das Rennen ordenlich zuende bringen. Und so lasse ich den letzten Verpflegungsstand aus und laufe weiter Richtung Ziel. Zum Glück finde ich einen guten deutschen Leidensgenossen und wir schaffen es auf den letzten Kilometern noch 10 andere Läufer zu überholen. Die kleinen Wellen werden jetzt durchgelaufen und nach 8:31h laufen wir jubelnd im Ziel ein.

Es ist vollbracht und eine fantastische Runde durch die Alpen ist beendet! Eine Ärztin kümmert sich noch rasch um meine Wunden, während ich zufrieden und glücklich auf meine Finisher-Medaille schaue.

Die abendliche Pasta-Party wird zum rauschenden Fest aller Finisher, die die begehrten Finisher-Shirts erhalten und die schönsten Bilder und Videos der letzten Tage geniessen.

 

   

 

 

Persönliches Fazit

Was für ein tolles Rennen! Es war hart und technisch anspruchsvoll, aber alle Mühen wert.

Vielen Dank an PlanB und die weiteren Helfer!!! Das war eine logistische Meisterleistung und das bestorganisiertes Rennen, an dem ich je teilgenommen habe. Wie versprochen, konnte ich mich voll aufs Laufen, Essen und Schlafen konzentrieren.

Die Streckenplanung, Markierung und das Briefing (um nur mal ein paar Punkte zu nennen) waren perfekt. Ich kann das Rennen wirklich jedem nur empfehlen.

Es war sicherlich nicht die letzte PlanB-Veranstaltung, die ich besucht habe!

 

 

Bericht bei Radio Duisburg (12.07.2012)

 

 

 

Sehr schönes (externes) Video:

 

 

 

Bericht in der NRZ (31.07.2012)

Duisburger Extremsportler lief bei "4Trails" täglich einen Bergmarathon

157 Kilometer und 9800 Höhenmeter in vier Tagen: Der Duisburger Extremsportler Martin Jansen rannte beim Etappenrennen "4Trails" quer über die Alpen. Trotz der enormen körperlichen Anstrengung und vieler Blessuren lautet sein Fazit: "Es war ein tolles Erlebnis."

 

Vor drei Monaten lief er 100 Kilometer quer durch die Sahara. Eine Tortur, die bis dahin die wohl größte Herausforderung für den Neudorfer Martin Jansen war. Jetzt war der 34-Jährige wieder unterwegs. Diesmal ging’s hoch hinaus, statt auf heißem Sand rannte er quer über die Alpe157 Kilometer und 9800 Höhenmeter in vier Tagen. „4Trails“ heißt das wohl anspruchsvollste Etappenrennen für Einzelstarter, die täglich einen Bergmarathon hinter sich bringen müssen. Von 350 Startern kamen nur 282 ins Ziel, Jansen auf Platz 62, nach insgesamt 30 Stunden und 13 Minuten Laufzeit.

Was anderen schon beim Zuhören Blasen an den Füßen wachsen lässt, weckt bei dem Neudorfer reine Begeisterung. „Es war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis“, sagt Jansen, nachdem seine Schürfwunden fast abgeheilt und eine Prellung im Oberschenkel abgeklungen ist.

Erst die Wiese dann der Schnee

Die Strecke von Garmisch-Partenkirchen nach Samnaun führt über schmale Pfade, Wurzelwege, Geröll und Skipisten. Kurz vor dem Start macht jemand noch schnell ein Erinnerungsfoto neben den Kühen auf der saftigen Wiese, wenige Stunden später stapft Jansen durch den Schnee des Gletschers. Der 34-Jährige hat emsig trainiert, drei Wochen zuvor war er noch stolze 950 Kilometer von Oslo nach Düsseldorf geradelt.

Am dritten Tag in den Bergen gibt es die ersten Blessuren. Sein Knie schmerzt, das Stützpflaster verabschiedet sich nach genau einem Kilometer. Auch andere Hürden tauchen plötzlich vor Jansen auf, der seine Zeit stets im Blick hat: Erst geht an einem Bahnübergang genau vor ihm die Schranke runter, dann bremsen umgestürzte Bäume im Wald das Tempo. Am Abend ist sein Fuß von Pflastern übersät.

Voller Adrenalin

Noch dicker kommt auf der letzten Etappe. Das Ziel schon vor Augen, neun Kilometer entfernt, vor der letzten Verpflegungsstelle: „Ich bin kopfüber gestürzt, an der leichtesten Stelle, und voll auf der rechten Seite aufgeschlagen“. Warum, weiß er bis heute nicht so genau, als Andenken bleiben aufgeschürfte Knie und Ellenbogen und eine Prellung am Oberschenkel. Der Körper aber sei voller Adrenalin gewesen, sagt Jansen, den letzten Verpflegungsstand habe er ausgelassen und sei einfach weitergelaufen, auf den letzten Kilometern hat er sogar noch zehn Läufer überholt.

„Es war hart und technisch anspruchsvoll, aber alle Mühen wert“, sagt er, die Belastung habe er gut verkraftet. Und widmet sich schon wieder den nächsten Rennen. Die spektakulären Läufe für dieses Jahr sind zwar vorbei, nächstes Jahr im August will Jansen aber wieder über die Berge (100 km Ultramarathon um den Montblanc) und im November wieder 100 km durch die Namib-Wüste.