Janz öm Kölle röm

Unterwegs auf dem Kölnpfad

Was für ein Abenteuer!

171 Kilometer wäre es, wenn man den Weg kennt und den richtigen Weg zu finden, ist ein wichtiger Teil der Challenge.

Dass es allerdings so schwierig werden würde, hätte ich nicht erwartet.

In Höhenhaus trafen sich am Freitag Abend eine Menge Ultraläufer um das Kölner Umland laufend zu erkunden.

Um Mitternacht ging es los und im Schein der Stirnlampen begann die lange Reise.

Bei der kurzen Einweisung vor dem Start wurden noch Wanderkarten verteilt. Meine verstaute ich leider im Dropbag. Ein Fehler, denn sie hätte mir unterwegs sehr hilfreich werden können.

 

 

Mein Lauf über 110 Kilometer

Das Finden des Weges gehört hier mit zur Challenge, so stand es in der Ausschreibung.
Dass sich hinter dem Kölnpfad allerdings ein Weitwanderweg verbirgt, der nur mit Wanderkarte zu schaffen ist,
war mir vorher nicht klar.
Es wurde ein episches Tag. Noch nie habe ich mich so oft verlaufen.

 

Km 0: um Mitternacht geht es in Höhenhaus vollbepackt auf die Strecke. Die erste Verpflegungspunkt ist 39km entfernt.
Km 3: am Höhenfelder See. Wir suchen im Dunkeln noch den Zustieg zum Kölnpfad.
Km 5: der GPS-Track führt mich in Dünnwald auf einen Golfplatz. Ich kehre lieber um, bevor ich noch in ein Wasserloch falle.
Km10: nachdem ich mich alleine durch den Wald gekämpft habe, finde ich mit Daniel einen Weggefährten für die nächsten 5,5 Stunden.
Km16: in Mülheim wird der Rhein überquert. Der Dom leuchtet hoffnungsvoll in der Ferne. Eine laue Sommernacht.
Km30: Riehl, Niehl, Longerich, Seeberg und Merkenich sind inzwischen durchlaufen. Es wird langsam hell und ich esse ein Brötchen. Ein Hungerast deutet sich an.
Km39: entlang des Rheins zur Worringer Bucht. Die erste CutOff-Zeit trotz des ganzen Verlaufens geschafft. Käse, Wurst und Schokolade zur Verpflegung. Ab jetzt werde ich für 14,5 Stunden völlig alleine laufen.
Km49: Volkhoven, Esch und Pesch sind durchquert. Hier gibt es Wasser. Der Handyakku schrumpft. Auf Dauer werde ich damit nicht navigieren können.
Km62: Am RheinEnergieStadion ging es Melone und Weingummi. Ich schalte mein Handy jetzt auf Flugmodus um Energie zu sparen.
Km75: Die Sonne brennt. 2.Verpflegungspunkt, leider wieder nur Wurst und Käse. Ich hatte auf Nudeln oder Suppe gehofft. Der Stadtwald (hier treffe ich im Unterholz auf einen jungen Fuchs), Sülz, Klettenberg und Raderthal sind abgehakt.
Km88: Am Ende von Rodenkirchen gibt es eine Kontrollstelle, damit keiner die Fähre nutzt. Kurz vorher sehe ich nach vielen Stunden wieder einen Mitläufer. Das kurze Gespräch tut gut.
Km93: Über die Rodenkirchener Brücke geht es an die Kölner Riviera. Die Sonne knallt gnadenlos. Viel geht bei mir nicht mehr.
Km99: Endlich der nächste VP. Ich setze mich mal für 5 Minuten. Das kühle Bier lehne ich ab und denke kurz laut ans Aufgeben.
      Die Betreuerin des VP's hat mich noch nie vorher gesehen, aber sie redet mir sofort ins Gewissen: Aufgeben sei keine Option, ich hätte ja wohl schon ganz andere Dinger durchgezogen!!!
      30 Sekunden später bin ich auch schon wieder unterwegs. :-)
Km105: Durch Porz und Zündorf geht es immer am Rhein entlang. Die Spaziergänger machen Platz, manche klatschen aufmunternd. Ich bleibe stumpf in Bewegung. Schmerzen können mich jetzt nicht mehr aufhalten.
Km108: Ich habe die Rechnung ohne die Mücken gemacht, die im Lülsdorfer Wald auf Opfer lauern. Selbst durch die Kleidung werde ich völlig zerstochen.
Km110: Fertig! Hier ist die Reise für mich in Lülsdorf beendet. Der Akku ist leer. Es gibt einen Stuhl und etwas Suppe. Mehr will ich gar nicht (das erste Warme seit 27 Stunden). Herrlich.

 

Zurück am Start gibt es eine heiße Dusche und dann will der Körper nur noch schlafen.
Das war mein 10.Lauf über 100km und mein erster (ungewollter) Orientierungslauf.

 

Es war ein tolles und anspruchsvolles Event!