Hollenmarsch 2018

Ich bin wieder mal in Bödefeld

Die Anfahrt ins Sauerland ist bei den sommerlichen Temperaturen schon etwas anstrengend, aber letztlich schaffe ich es doch halbwegs pünktlich anzukommen. Für Ende Mai ist es schon sehr warm. Seit meiner letzten Teilnahme wurde die Parkplatzsituation etwas entschärft, d.h. wir parken auf einer Wiese am Hang. Das macht es einerseits etwas leichter andererseits ist der Weg zum Start dadurch länger.

Da ich in der Ausschreibung nichts mehr von Dropbags gelesen habe, verzichte ich darauf eine Extra-Tasche mit zum Start zu nehmen. Der Weg zurück zum Auto wäre einfach zu lang. Ausserdem habe ich schon oft genug bewiesen, dass 100 Kilometer auch ohne Wechselkleidung oer ein zweites Paar Schuhe möglich sind.

Die Startnummer 2018 ist schnell besorgt und ich tauche ins bunte Treiben ein. Um 18.45h beginnt das Briefing und ich besorge mir meine Portion Pasta, die ich unter dem Zeitdruck aber nicht mehr ganz schaffe. Zeit für die Startaufstellung. 258 Teilenehmer starten um 19h. Absoluter Rekord!

Unterwegs hatten sie im Radio plötzlich von Wärmegewittern gesprochen. Mmmh, darauf bin ich nicht wirklich eingestellt. Aber ich werde es durchziehen, komme was wolle!

 

Und dann hetzt die Meute los. Erst kurz durch Bödefeld und dann auf einer 13Kilometer-Runde durch die Natur. Der erste Anstieg ist bereits lang und anstrengend. Dank meiner Stöcke komme ich gut voran. Unterwegs überholt mich eine junge Frau, die nicht nur einen großen Aufkleber "IS NIMMA WEIT" an ihrem Rucksack hat, sondern sogar eine Isomatte mitführt, falls sie sich unterwegs mal hinlegen will. Jaja, 100 Kilometer können sehr, sehr lang werden.

 

Nach gut zwei Stunden ist die Einführungsrunde beendet. Der Himmel sieht gut aus, ich denke, es wird nicht regnen.

Beim ersten VP schnappe ich mir drei Brote auf die Hand und esse sie unterwegs. Das geht gut und schmeckt ausgezeichnet.

Nun folgt der längste und härteste Anstieg des ganzen Rennes. Hinauf zur Kapelle wird es brutal steil. Ich überhole einige Leute, die einfach stehen bleiben müssen (kleiner Tipp: in Serpentinen gehen kann die Waden etwas entlasten).

Jetzt wird es stockfinster - Stirnlampenzeit.

Es bleibt die ganze Nacht über angenehm warm und an vielen Stellen windstill, so dass ich problemlos im T-Shirt weitermachen kann.

Sie erklimmen wir den Kahlen Asten und einen zweiten herben Anstieg, bevor es langgezogen dahingeht.

Mitten in der Nacht habe ich den VP Kuhünde erreicht (KM40). Ich konnte einer Gruppe junger Leute kaum folgen, aber die haben sich total übernommen. Oh Mann, dabei ist noch lange nicht Halbzeit.

Nun zieht es sich doch ziemlich. Mein Motto "keine langen Pause, weitergehen" bringt mich weiter nach vorne.

Vom 83km-Wettbewerb kommt mir unterwegs nur der Führende entgegen, d.h. wäre ich bis zum Wechselpunkt auf Platz2 gewesen. Aber es geht ja noch 9 Kilometer bis zum Wendepunkt weiter. Mir kommen die Allerschnellsten nun entgegen und ich sehe nur noch selten in der Umgebung eine Stirnlampe. Jetzt gilt es alleine voranzukommen. Die Wegfindung ist überhaupt kein Problem.

Um 5.35h bin ich endlich am Rhein-Weser-Turm. Zeit für eine Suppe und etwas Sitzen.

  

Ob ich am längeren Sitzen (10 Minuten) lag oder am etwas zu hohen Tempo, am jeden Fall mir mit dem weg zurück die Muskeln unterhalb des Pos ziemlich weh.

Kein guter Zeitpunkt, wenn noch 44 Kilometer vor einem liegen. Ich denke jetzt nur vom einem Verpflegungspunkt zum nächsten. Das macht es greifbarer. Ich sollte möglichst noch ein paar Kilometer schaffen, bevor die Sonne höher steht und es richtig warm werden wird.

Bei Kilometer70, inzwischen ist es Samstag Vormittag, habe ich eine echte Halluzination. Ich sehe 100 Meter vor mir eine Frau, die sich von einem Mann fotografieren lässt. Als ich allerdings dort ankomme, stehen da nur Bäume.

 

Ich habe jetzt etwas weniger Tempo, aber gehe weiter ohne Pause. Nun kommen mir die Langstreckenläufer entgegen, was etwas Abwechslung bringt.

Ich kenne ja den Weg in umgekehrter Richtung aus der Nacht, ob das ein Vorteil oder Nachteil ist, mag ich nicht beurteilen. Ab und an werde ich nun von hinten überholt.

Auf den letzten 20 Kilometern gibt es zwei ganz besondere Mitstreiter: zwei überholen mich, müssen sich dann aber häufig auf Parkbanken im Schatten erholen, so dass ich wieder vorbeiziehen.

Ich kann nicht sagen, dass ich mit der Zeit frischer werde, aber irgendwann kommt endlich der letzte VP "Nasse Wiese" und es geht zurück nach Bödefeld. Ein letzter Anstieg und wird sehen den Ort schon unter uns. Jetzt ist es fast geschafft. Um mich herum sind viele Wanderer, die auf kürzeren Strecken unterwegs sind. Folgen kann ich ihnen nicht, aber die Zeit spielt nun letztlich auch nur eine untergeordnete Rolle. Ich bin weit über 6 Stunden schneller als das Zeitlimit.

Nach 20:09 Stunden bin ich dann endlich im Ziel. Etwas langsam als am Anfang gedacht. Aber über 100 Kilometer sind Prognose fast schon irrwitzig.

Im Ziel gibt es die verdiente Finisher-Medaille mit dem roten Stein für Platz 69 und das erste Sitzen seit dem Rhein-Weser-Turm vor 44 KM.

   

 

 

Es war wieder eine Super-Veranstaltung in Bödefeld!