TransAlpineRun 2014

Der TransAlpineRun von Ruhpolding (Bayern) nach Sexten (Südtirol) gilt als schwerster Team-Lauf Europas.

Gelaufen wird in Zweier-Teams über acht Tage. Die geplante Strecke umfasste sagenhafte 293 Kilometer und 13770 Höhenmeter. Wie der Gore-Chef bei der Begrüssung schon ankündigt, "werden nicht alle in Sexten ankommen". Wir wollen als Team Wadenkampf natürlich zu den Finishern dazugehören. Es wird ein langer Weg werden!

 

1.Etappe: Ruhpolding - St.Johann in Tirol (48,7km 1539 Höhenmeter)

Gemeinsam mit meinem Partner Rainer Herberg stehe ich im Dauerregen am Start zu dem grossen Abenteuer.

377 Teams aus 28 Ländern wagen die gewaltige Herausforderung über die Alpen. 

Kurz nach dem Start ist es dann mit der Regenjacke auch schon wieder zu warm. Zuerst läuft es sehr solide und wir erreichen bei km30 die Straubinger Hütte weit vor dem Zeitlimit. Im sehr rutschigen Abstieg inuter nach Unterführing stürzte ich schwer und knalle mit vollem Karacho mit meinem Ellenbogen auf einen Felsen. Neben einem kleinen Blutbad am Unterarm, bin ich mir unsicher, ob nicht mehr passiert ist, aber erstmal müssen wir diesen verflixten, rutschigen Abhang hinunter.

Ich habe es selten erlebt, dass bergab langsamer geht als bergauf, aber heute ist alles anders. Mit einem notdürftigen Verband geht es weiter Richtung Finish und nach einige Überholungen laufen wir nach 8:29h auf Platz73 am Fusse des Wilden Kaisers durchs Ziel. 

Die Rennärzte diagnostizieren eine schwere Quetsch/Schürfverletzung, aber geben erstmal grünes Licht für die kommenden Tage. Es muss nichts genäht werden und die Schleimbeutel müssen auch nicht entfernt werden.

 

 

2.Etappe: St. Johann - Neukirchen (49,2km 1819 Höhenmeter)

Mit bösen Blasen an den Füssen geht es am nächsten Tag um 7h auf die längste Etappe der Tour. Ich lege immer wieder kleine Gehpausen ein, schliesslich ist der Weg nach Südtirol noch sehr weit. Beim langen Abstieg zur Herrensteigscharte (2028m) kennt Petrus kein Erbarmen. Es schüttet wie aus Eimern, alles ist nass und mehrmals müssen kleine Bäche gequert werden. Eine Aussicht auf den Grossvenediger gibt es auch nicht. Einfach ätzend! 

Aber da ja auch keiner gesagt hat, dass es einfach werden wird, ziehen wir am Ende nochmal an und finishen in 9:13h auf Platz 68. Also schon mal eine kleine Verbesserung und der Arm hat sich auch nicht verschlechtert. Wir liegen also auf Kurs.

 

 

 

3.Etappe: Neukirchen - Neukirchen (28km, 1300 Höhenmeter)

Eigentlich sollte es heute über den Alpenhauptkamm gehen. Aber da es sintflutartig regnet und auf der Birnlücke (2667m) Schneefall, -8°C und 80km/h-Wind hat, wird die Streckenführung geändert. Man wird ja auch ohne Schwerverletzte auskommen.

Also geht es auf sehr rutschigen Wiesen und Wegen rund um Neukirchen. Am Ende des Tages bin ich einmal leicht gestürzt, habe Wadenschmerzen, Schnupfen und alle Sachen sind nass. :-( WIR WOLLEN SONNE!!!

Ergebnis des Tages: Platz62 in 4:59h. Anschliessend geht es mit dem Bus noch 3,5 Stunden weiter nach Prettau.

 

 

4.Etappe Prettau - Sand in Taufers (31,5km 1796 Höhenmeter)

Was für eine krasse Etappe! Gleich zu Beginn geht es bergauf und dann in die "weisse Wand". Durch Schnee und Serpentinen windet sich der Weg hinauf zur Bretterscharte. Es ist empfindlich kalt, aber ein besonderes Erlebnis. Auf der anderen Seite geht es wieder steil bergab Richtung Rein. Es ist sonnig und warm - ein Traum! So macht Trailrunning Spass! 

Der weitere Weg zur Mayerhoferalm zieht sich etwas und das Gelände ist nicht einfach, aber langsam und vorsichtig geht es voran. Auf den letzten Kilometern Richtung Sand in Taufers pusht Rainer mich nochmal ordentlich und wir machen noch einige Plätze gut. Im Ziel landen wir nach 6:49h auf Platz 53.

Leider hat sich einer der Top-Schweden den Wadenmuskel gerissen. Den sympathischen Nordlichtern hätte ich den Gesamtsieg sehr gegönnt!

Nun bietet sich endlich auch mal die Gelegeneheit Sachen zu trocknen. Herrlich!

 

 

5.Etappe Bergsprint Speikboden (6,7km 1074 Höhenmeter)

Kurz und heftig - das ist die Devise des Tages. Durchschnittliche 17%-Steigung und das im Einzelstart in umgekehrter Reihenfolge. Da Rainer der stärkere Sprinter ist, ist er sofort weg und ich überhole auch konstant. Dementsprechend schnell bin ich aus der Puste.

Mann, wie lang so ein Kilometer werden kann, wenn es so steil gegen die Uhr bergan geht. Zum Glück finde ich immer wieder eine gute "Lok", die mich etwas mitzieht und so komme ich schweissgebadet in 1:20h auf dem Speikboden an. Völlig fertig!

Völlig unfassbar wie der Sieger fast 32 Minuten schneller sein konnte. Hier sind Top-Athleten am Start, z.B. der sehr nette Johan Johansson, der letzten Jahr beim UTMB überragender 15. wurde.

Der Holländer Matt nutzt die Gelegenheit um seiner Freundin Stella direkt im Ziel einen Heiratsantrag zu machen. :-) Glücklicherweise hat sie JA gesagt!

Die Überraschung des Tages ist allerdings, dass wir mit meiner Zeit "Best Improver" des Tages werden und einen Sonderpreis von Buff bekommen, da wir den grössten Sprung im Gesamtklassement gemacht haben. :-)

 

 

6.Etappe Sand in Taufers - St. Vigil (38,5km 2289 Höhenmeter)

Der Schnupfen ist besser geworden und die Erkältung wird schlechter. Naja! Doch auf den heutigen brutalen 2289 Höhenmetern wollen wir es nochmal wissen. Zunächst geht es Unteregelsbach noch recht locker danach, dann durch Brunneck bis der Megaanstieg (bis zu 20% Steigung) zum Kronplatz (2269m) beginnt, der sich endlos zieht.

Bergab geht es auch sehr, sehr steil, so dass die Oberschenkel auf den letzten Kilometern gewaltig schmerzen. Das Finish gemeinsam mit den engländischen Freunden Simon und Gil erfolgt auf Platz 48 in 6:53h. Noch 2 Tagen bis zum Ziel!

Wie sagt der Offizielle bei der abendlichen Preisverleihung so passend: "Die heutige Etappe hat sicherlich jedem Teilnehmer eine neue Falte ins Gesicht gemeißelt." Wo er recht hat, hat er recht!

 

 

7.Etappe St. Vigil - Niederdorf (41,8km 1950 Höhenmeter)

Der heutige Tag beginnt mit Pleiten, Pech und Pannen. Zunächst schmerzt das linke Knie sehr, dann stürze ich beim Überholen eines Holläners über eine Wurzel und dabei ist auch noch meine Trinkblase kaputt gegangen. Viel schlechter hätte der Tag gar nicht beginnen können. :-(

Zum Glück habe ich ja noch zwei Trinkflaschen, denn auf den beiden gewaltigen Anstiegen zur Seekopfelhütte und später zur WEisslahnscharte muss ich viel trinken.

Es folgt ein spektakulärer Steilabstieg und dann geht es noch knapp 5km dahin. Aber heute gibt es kein Ausruhen, Rainer peischt mich nach vorne. Ich laufe total am Limit, als wir endlich in St. Vigil ankommen. 7:33h zeigt die Uhr und bringt uns mit Platz39 erstmals in den Startblock B.

Jetzt ist es fast sicher, dass wir den Lauf tatsächlich finishen werden!

Sebastien Chaigneau, einer der besten Runner der Welt, kommt zur Pasta-Party und wird morgen mit uns laufen.

 

 

8.Etappe Niederdorf - Sexten (33,4km 1269 Höhenmeter)

Der letzte Etappe beginnt erstmal mit einem Live-Auftritt und "Keep on running", die allen einheizt. Dann geht es im angenehmen Anstieg zum Hotel "Drei Zinnen Blick". Jetzt trennt uns nur noch ein Berg vom Ziel.

Der Anstieg zur Dreizinnenhütte (2404m) ist nochmal hart, aber wir kämpfen und werden mit grandiosen Blicken auf die 3 Zinnen belohnt - das beühmte Wahrzeichen der Dolomiten.

Der Absteig ist dann etwas beschwerlich und da heute Samstag ist, sind auch viele Touristen unterwegs, aber jetzt kann uns wirklich nichts mehr aufhalten. Ab dem letzten Verpflegungspunkt geht es auf guten Wegen bergab Richtung Sexten und es taucht der letzte Kilometer auf. Fast 300 Kilometer und viele Entbehrungen liegen hinter uns. Jubelnd laufen wir nach 4:50h auf Platz35 ins Ziel. Es ist tatsächlich ohne schwerwiegende Verletzung geschafft. :-)

Wahnsinn!!! Was für ein Abenteuer, das mit einem schönen Finisher-Shirt und einer hart erarbeiteten Medaille belohnt wird.

 

 

SO SEHEN GLÜCKLICHE FINISHER AUS: